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Die Tapete im Gartensaal

Zur Verschönerung des Gartensaals wurde 1823 von den damaligen Besitzern, der Familie von Qualen, die Telemachtapete in Auftrag gegeben.
Die in der Pariser Manufaktur Dufour & Leroy auf 450 bedruckten Papierblättern hergestellte Bildgeschichte bedeckt die drei Innenwände des Gartensaals.
Während einer größeren Restaurierung wurden 1999 hinter der Tapete Zeitungen mit Datumsangaben von 1823 gefunden. Die Tapete im Borghorster Gartensaal ist die älteste sicher datierte Gesamtdarstellung des Telemachzyklus der Manufaktur Dufour & Leroy. Während 1999 – 2003 hauptsächlich Löcher, Risse und die Supraporten über den Türen restauriert wurden, mussten im nächsten Restaurierungszeitraum 2018 – 2020 Wasserschäden und dadurch abgelöste Bereiche wieder angeklebt werden. Die aufwendige Reinigung der Stuckdecke wurde ebenfalls in dieser Überarbeitung vorgenommem. Kommende Restaurierungen, die Wiederherstellung und Ausbesserung der Bordüre, sind nun der nächste Schritt. Die folgenden Bilder zeigen die Tapete im wundervollen Gartensaal. Die Bildbeschreibungen stammen von Rita Gralow aus dem Welt-Erbe-Haus in Wismar. Dort wird weitere Version der Telemachtapete ausgestellt.

Die Bildgeschichte

nimmt Bezug auf den Jugendroman „Les Aventures de Telemaque“ („Die Abenteuer des Telemach”) aus dem Jahr 1699 von Francois de Fenelon. Dieser hat die Geschichte mit pädagogischem Anliegen für seinen Schüler, den Herzog von Burgund, einen Enkel Ludwig XIV., entworfen.
Der Erzählstoff beschreibt einen sich seiner Verantwortung bewusst werdenden jungen Mann. ln seiner moralisierenden Erzählung knüpft der Autor an Homer’s Odyssee an und lässt den Prinzen Telemach auf Reisen gehen, um nach seinem Vater Odysseus zu suchen.
Ursprünglich nicht für die Veröffentlichung vorgesehen, wurde der Roman ein Bestseller! Bereits im Jahr 1700 erschien eine Ausgabe auf Deutsch. Mehr als hundert Jahre später, ca. zwischen 1815 und 1820, wurden vermutlich von dem Maler und Kupferstecher Xavier Mader die im Buch beschriebenen Begebenheiten bildlich umgesetzt.

Ein wundervolles Inselparadies mit blumigen Wiesen und Pappelhainen zieht den Blick auf sich. Hier gedeihen Wein, Feigen, Öl- und Granatbäume in Überfülle, junge Nymphen tanzen und huldigen Naturgottheiten.

Telemach, Prinz von lthaka und Sohn von Odysseus sowie Mentor, hinter dem sich eigentlich Minerva – die Göttin der Weisheit – verbirgt, erleiden auf der Suche nach dem verschollenen Odysseus Schiffbruch und stranden auf dieser Insel, deren Herrscherin die Nymphe Calypso ist.

Telemach berichtet von seinen Abenteuern und Calypso verliebt sich in Telemach, der seinem Vater Odysseus in Gestalt und Anmut gleicht. Jahre zuvor hatte Calypso Odysseus auf ihrer Insel festgehalten und umworben.

Auf Bitte von Calypso kommt Venus mit ihrem „Wolkenwagen“ vom Olymp herab. Sie bringt ihren Sohn Cupido mit, damit er mit seinen Pfeilen das Herz des jungen Telemach für Calypso erweckt.

Zu Ehren der Gäste findet ein Jagdausflug statt. Dabei trifft Cupidos Pfeil die junge Nymphe Eucharis, worauf sich Telemach in Eucharis verliebt.

Calypso ist brüskiert und eifersüchtig. In ihrer Wut fordert Calypso Mentor dazu auf, ein Boot zu bauen und gemeinsam mit Telemach die Insel zu verlassen. Mentor, dem die junge Liebschaft ebenfalls missfällt, drängt Telemach, sich von Eucharis zu trennen, Verantwortung zu zeigen und sich wieder seiner eigentlichen Bestimmung – der Suche nach seinem Vater Odysseus – zu widmen.

Von einem Felsvorsprung am Ufer will Mentor Telemach das fertige Boot zeigen. Um die beiden Männer am Fortgang zu hindern, hat Cupido inzwischen die Nymphen dazu gebracht, das Boot in Brand zu setzen. Mentor sah, dass Telemach dies nicht ungelegen kam und um der Sache ein Ende zu bereiten, stürzt er ihn von der Klippe ins Wasser, springt hinterher und beide schwimmen zu einem Schiff, das jenseits der tückischen Untiefen vor Anker liegt. Charakterlich gestärkt ist Telemach nach dieser unglücklichen Romanze, nun fähig, ein guter Regent zu sein.

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